Stress für die Augen: Wie Arbeit und Freizeit unsere Sicht beeinflussen
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Büroarbeit vor Bildschirmen, klimatisierte oder geheizte Luft, suboptimal eingerichtete Arbeitsplätze und dazu noch viel Freizeit vor dem Rechner – häufig stresst unser Alltag die Augen. Stellen sich Beschwerden ein, stellen wir bei Checks oft Augenreizungen fest, die sich im „Büroauge“ oder gar dem „Trockenen Auge“, einer entzündlichen Augenkrankheit, zeigen können. Eine Analyse des vorderen Augenabschnitts gibt Hinweise darauf , wie es um Ihre Augen steht.
Hinter Trockenheitsgefühl, Rötungen und Reizungen der Augen können verschiedene Auslöser stehen. In der Regel betreffen diese Beschwerden unseren Tränenfilm. Manche stehen im Zusammenhang mit Erkrankungen und benötigen ärztliche Abklärung. Anderen kann mit relativ einfachen Mitteln begegnet werden. In jedem Fall ist es sinnvoll, Stressfaktoren für die Augen unter Kontrolle zu behalten, denn sie wirken nicht nur schon für sich ungünstig, sondern verschlimmern außerdem Augenkrankheiten.
Was ist der Tränenfilm? Eine kurze Reise durch einen wunderbaren Schutzschild
Nein, ein Tränenfilm ist natürlich keine Hollywood-Romanze mit Rührfaktor. Er heißt Film, weil er unsere Hornhaut vollständig überzieht und damit vor Austrocknung schützt. Und Tränenflüssigkeit bildet nur seine mittlere Schicht. Denn Tränen bestehen hauptsächlich aus Wasser – und Wasser neigt zum Perlen. Sie kennen das sicher von Teflonpfannen, in denen sich beim Abspülen kleine Tropfen bilden: Das Wasser zieht sich zu Kügelchen zusammen, und der Rest der Fläche ist trocken.
Deshalb ist der Tränenfilm dreistufig aufgebaut: Direkt auf der Hornhaut liegt zunächst eine Schleimschicht, die Wasser anzieht und sich damit gleichmäßig verteilt. So kann die Tränenflüssigkeit die Hornhaut vollständig benetzen. Dann kommt die Tränenflüssigkeit. Darüber bildet sich eine hauchdünne Schicht aus Fetten, die eine Verdunstung der Tränenflüssigkeit verhindern. Die drei Komponenten treten aus verschiedenen Drüsen aus, die in den Augenlidern sitzen. Sie sorgen so dafür, dass die Hornhaut nicht austrocknet und darüber hinaus mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Der regelmäßige Lidschlag reinigt die Hornhautoberfläche und erneuert die Flüssigkeit, die übrigens über einen kleinen Kanal in den Nasenraum abgeführt wird. Das erklärt übrigens auch, warum uns die Nase läuft, wenn wir weinen.
Sicca-Syndrom oder „Trockenes Auge“: Ein Fall für den Augenarzt
Funktioniert das Zusammenspiel der Drüsen nicht richtig, wird der Tränenfilm instabil. Dies führt phasenweise zu einer ungeschützten Hornhaut.
Dies kann mehrere Ursachen haben:
Im Alter und insbesondere nach den Wechseljahren nimmt die Bildung der Tränenflüssigkeit ab. Bestimmte Medikamente (zum Beispiel Antidepressiva oder Betablocker) verringern den Ausstoß an Tränenflüssigkeit zusätzlich.
Drüsen können verstopft sein oder der Abfluss des Tränenfilms ist unzureichend.
Stockt die Produktion der Lipide, verdunstet der Tränenfilm schneller. Hier können Hormonpräparate ein Auslöser sein.
Wenn der Lidschlag nicht richtig funktioniert, bleibt das Auge länger offen, was die Austrocknung weiter begünstigt. Das kommt z.B. bei Parkinson-Patienten vor, auch können muskuläre Störungen die Ursache sein.
Charakteristisch für das Sicca-Syndrom ist neben gereizten Augen oft ein Fremdkörpergefühl, so als ob man ein Sandkorn unter dem Lid hätte. Manche halten dies für eine Bindehautentzündung und behandeln ihre geröteten Augen mit „Weißmachern“. Diese können aber das Leiden noch verstärken. Stellen wir – zum Beispiel beim Augen-Fitness-Check – Anzeichen fest, raten wir immer zu einer ärztlichen Abklärung. Denn langfristig drohen Hornhautschäden, die das Sehvermögen beeinträchtigen können. Auch die Infektionsgefahr steigt beim „Trockenen Auge“ merklich an.
Das Büroauge oder „Office Eye“: 7 Tipps gegen Augenstress
In vielen Fällen kann eine ungünstige Lebensführung ähnliche Symptome hervorrufen. Zugluft, Zigarettenrauch, geringe Luftfeuchtigkeit durch Klimatisierung oder Heizung gehören dazu, vor allem aber wird lange Bildschirmzeit immer wieder angeführt. Heute arbeiten viele Menschen ganztags an Computern. Es fällt ihnen kaum auf, dass das angestrengte Sehen auf Bildschirme zu seltenerem Blinzeln führt. Auch der hohe Blaulicht-Anteil und Reflexionen strengen die Augen an. Ausgleich in der Freizeit wäre wichtig, aber auch hier verbringen wir viel Zeit vor Fernsehern oder Computern. Bei jungen Leuten wird das „Office Eye“ deshalb manchmal „Gamer Eye“ genannt.
Der Unterschied zum „Trockenen Auge“, das ein anerkanntes Krankheitsbild ist, liegt also vor allem daran, dass externe Auslöser eine Rolle spielen. Und die lassen sich in der Regel durchaus in den Griff bekommen:
Machen Sie häufigere Bildschirmpausen
Nehmen Sie einen leicht erhöhten Blickwinkel zum Monitor ein
Bildschirmbrillen sollten einen Teil des Blaulichts herausfiltern
Achten Sie auf eine reizarme Umgebung mit frischer, genügend feuchter Luft
Sorgen Sie für möglichst naturnahe Beleuchtung
Nutzen Sie ergonomisch konzipierte Arbeitsplätze
Und vor allem: Blinzeln Sie häufiger bewusst – das lernt man relativ leicht
Spüren Sie bei der Arbeit eine Reizung der Augen, hilft neben einer Pause auch sanftes Augenreiben, das den Tränenfluss stimuliert. Kompressen mit Warmwasser auf den geschlossenen Lidern und spezielle Feuchtigkeitssprays können lindernd wirken.
Eine Tränenfilmkontrolle gibt wichtige Hinweise
Im Rahmen eines Augen-Fitness-Checks kontrollieren wir bei Optik Müller mehr als nur das Sehvermögen. Wir messen beispielsweise die Tränenflüssigkeit und analysieren den Tränenfilm. So können wir frühzeitig erkennen, ob Reizempfinden mit Fehlern im Aufbau des Tränenfilms zusammenhängt. Denn es ist wichtig zu wissen, dass die reine Symptomatik nicht immer vollständigen Aufschluss über die Ursache gibt.
Äußere Umstände können zum Beispiel mit einer Krankheit zusammenwirken und so das Leiden verstärken. Bei Auffälligkeiten raten wir daher immer zu einem Arztbesuch. Die Maßnahmen gegen Augenstress sind übrigens in jedem Fall sinnvoll – egal, ob Ihre Augen einfach nur überlastet sind oder ob dahinter ein behandlungsbedürftiges medizinisches Leiden steckt.